Innenstadt ohne Zukunft Eine Innenstadt mit Perspektive
Tübingen steht vor Herausforderungen, aber auch Chancen

Die Schließung traditionsreicher Geschäfte wie Juwelier Seeger ist zweifellos ein Verlust für Tübingen. Doch anstatt die Innenstadt für tot zu erklären, gilt es, gemeinsam die richtigen Weichen zu stellen, um ihre Attraktivität zu bewahren und weiterzuentwickeln. Unser Ziel als Händler, Gewerbetreibende, Gastronomen, Stadtverwaltung und HGV ist es, Tübingen als lebenswerte und wirtschaftlich erfolgreiche Stadt zu stärken. Andere Städte kämpfen mit ähnlichen Herausforderungen, und wenn auch viele Fußgängerzonen darunter leiden, bleibt der Anspruch, durch Kreativität und Engagement Lösungen zu finden. Die Menschen wünschen sich bei einem Besuch der Innenstadt positive Erlebnisse – also müssen wir diese gezielt auch weiterhin schaffen.

  1. Konstruktive Berichterstattung statt Schwarzmalerei.

Natürlich ist es bedauerlich, wenn traditionsreiche Geschäfte schließen. Doch ein Artikel, der auf Frustration und Resignation fokussiert, schreckt potenzielle Besucher und Kunden ab, anstatt Perspektiven oder Lösungen aufzuzeigen. Gerade die Presse hat eine wichtige Aufgabe, die nicht nur in der Aufdeckung von Missständen besteht, sondern auch darin, Entwicklungen konstruktiv zu begleiten und Chancen aufzuzeigen. Reißerische Headlines wie „Innenstadt ohne Zukunft“ ohne Fragezeichen wirken hingegen wie ein Schlag ins Gesicht für alle, die sich tagtäglich mit viel Engagement für die Zukunft unserer Stadt einsetzen.

  1. Das Parkplatz-Argument: Ein Rückblick ohne Realitätsbezug.

Seit 1974 gibt es an diesem Standort keine Parkplätze – ein halbes Jahrhundert. Dies weiterhin als zentralen Grund für eine Geschäftsaufgabe zu nennen, erscheint überholt. Vielmehr sollten wir daran arbeiten, das Image Tübingens als „autofeindliche Stadt“ zu korrigieren. Die Parkhäuser in der Stadt haben fast immer freie Kapazitäten, aber kaum jemand in der Region weiß davon. Neben gezielten Kommunikationsmaßnahmen könnten Aktionen wie kostenloses Parken an den Adventssamstagen gefördert werden – schließlich ist der ÖPNV samstags auch kostenlos. Solche Anreize steigern die Attraktivität für Besucher und Händler gleichermaßen.

  1. Attraktivität schaffen und gezielt fördern.

Niemand wünscht sich, dass unsere Innenstadt von Spätis und 24/7-Automatenshops dominiert wird. Stattdessen sollten wir gezielt daran arbeiten, attraktive und erlebnisorientierte Angebote anzulocken, die zur Identität Tübingens passen. Gleichzeitig sind auch Vermieter gefragt, Verantwortung zu übernehmen und bei der Auswahl der Mieter langfristig zu denken. Kurzfristige Gewinne dürfen nicht auf Kosten der Attraktivität der Innenstadt gehen. Es liegt an uns allen, eine Balance zwischen wirtschaftlicher Vernunft und gestalterischer Weitsicht zu finden.

  1. Baustellen: Ein notwendiges Übel.

Baustellen sind ohne Frage belastend, doch sie sind oft leider unvermeidlich. Der HGV arbeitet intensiv daran, gemeinsam mit der Stadt und den Bauunternehmen Maßnahmen so zu gestalten, dass die Belastung für Anrainer minimiert wird. Regelmäßige Beteiligungsformate sollen sicherstellen, dass die Bedürfnisse aller Beteiligten gehört werden.

  1. Tübingen macht vieles richtig.

Unsere Stadt hat nach wie vor eine Vielzahl individueller, inhabergeführter Geschäfte, die ihren besonderen Charakter prägen. Doch der Druck auf Innenstädte wächst überall, und auch viele Fußgängerzonen in anderen Städten kämpfen mit ähnlichen, teils viel weiter fortgeschrittenen Problemen. Es liegt an uns, Tübingen durch neue Ansätze und innovative Konzepte attraktiv zu halten. Dafür brauchen wir kreative Ideen und gemeinsames Engagement.

Ein optimistischer Blick nach vorn

Tübingen hat Herausforderungen, ja – aber auch zahlreiche Stärken. Mit Engagement, Zusammenhalt, Kreativität und einem positiven Blick in die Zukunft können wir dafür sorgen, dass unsere Innenstadt lebendig bleibt. Es liegt an Ihnen und uns allen, aktiv an dieser Zukunft zu arbeiten und sie zu gestalten. Jeder kann einen Beitrag leisten, damit Tübingen seinen besonderen Charme behält und als lebenswerte Stadt weiter wächst.

Der Vorstand des Handel- & Gewerbevereins Tübingen e.V.